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    Klimaschutz und Nachhaltigkeit: „Nicht handeln ist keine Option“

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    11. Oktober 2021
    11:00 Min.

    Ist ökologische Nachhaltigkeit für Sie gleichbedeutend mit Klimaschutz? Oder anders gefragt: Woher kommt dieser Fokus auf die Klimaziele?

    Steger: Die erste Frage beantworte ich klar mit Nein. Nachhaltigkeit hat viele Facetten – übrigens auch jenseits ökologischer Fragen. Daher gehen unsere Ziele bis 2030 sehr in die Breite und schließen auch Themenfelder wie Ethik und soziale Nachhaltigkeit mit ein. Der hervorgehobene Status des Klimaschutzes rührt daher, dass wir unser vorheriges Emissionsziel, das wir uns bis 2020 gesetzt hatten, erreicht haben. Deshalb haben wir uns im ersten Schritt auf die Definition eines neuen, weiter reichenden Klimaziels konzentriert.

    Kramer: Klimaschutz ist nun mal eines der wichtigsten Themen unserer Zeit. Dennoch wäre es ein Fehler, sich allein darauf zu versteifen. Wir müssen das ganze Feld bedienen und zusammen mit den Fachabteilungen im Konzern bearbeiten. 

    Birk: Das würde ich auch für den Bereich Produktnachhaltigkeit so unterschreiben. Sicher, Emissionen sind derzeit das Top-Thema für unsere Kunden. Unser enviro Programm ist aber schon immer breiter angelegt und schließt auch Medieneffizienz und Umweltverträglichkeit mit ein. Bei vielen Prozessen korrelieren diese Dinge auch: Wenn ich Medien einspare oder Wasser, dann brauche ich in der Regel auch weniger thermische Energie. Deshalb sind diese Handlungsfelder auch alle gleich wichtig für uns.

    Peter Steger aus dem Sustainability-Team

    Krones bietet Nachhaltigkeitsberatung auch als Dienstleistung für Kunden an. Gibt es hier Überschneidungen zu den nach innen gerichteten Nachhaltigkeitsprojekten?

    Birk: Ja, wir haben dazu beispielsweise eine Technikrunde eingeführt, um uns fachübergreifend auszutauschen. Da wird durchaus sehr kontrovers diskutiert, weil es bei einem derart komplexen Thema auch immer unterschiedliche Ansichten gibt. Aber gerade deshalb ist es auch so wichtig, dass wir unsere unterschiedlichen Erfahrungen und Sichtweisen miteinander teilen – und auf diese Weise voneinander lernen.

    Kramer: Das ist ein extrem wichtiger Punkt. Wir haben hier bei uns im Unternehmen ein enormes Wissen – nur ist dieses eben über verschiedenste Fachabteilungen, Standorte und Länder verteilt. Die Aufgabe von uns als zentrales Sustainability-Team sehe ich unter anderem darin, die Fachleute der verschiedenen Bereiche zusammenzubringen und ein konzernweites Netzwerk aufzubauen. Denn: Je stärker wir das Know-how im Konzern bündeln und nutzen, desto besser können wir uns auch selbst helfen – ohne dass wir uns auf Dritte verlassen müssen.

    Gehört das zur Krones Mentalität: Wir machen es selbst, weil wir es können?

    Kramer: Um ehrlich zu sein, ist das auch ein Ergebnis der Covid-19-Pandemie. Denn gerade in der aktuellen Lage müssen wir – genauso wie alle anderen – unsere Kosten im Zaum halten. Dazu kommt, dass viele unserer Themen auch in der Außenwelt noch gar nicht so sehr bearbeitet worden ist. Ein Beispiel ist die EU-Taxonomie, die eine Vergleichbarkeit in der Berichterstattung herstellen soll: Da betreten nicht nur wir Neuland, sondern alle Unternehmen, die deren Voraussetzungen erfüllen müssen. Wenn das nötige Know-how dazu ohnehin neu aufgebaut werden muss, ist es doch am besten – und auch am nachhaltigsten –, wenn wir das intern machen. Dann können wir es auch in Zukunft nutzen und immer weiter ausbauen. 

    Birk: Mit dieser Herangehensweise sind wir bisher auch immer sehr gut gefahren. Nachhaltigkeit gehört einfach zur Philosophie von Krones. Das merkt man auch bei den Mitarbeitern: Die Menschen hier wollen selbst anpacken.

    Es geht es nicht darum, uns einen Stempel oder ein Zertifikat abzuholen, wir wollen etwas in der Welt bewirken. Die Motivation dazu kommt von innen. Erwin HächlMartina Birkenviro Beauftragte

    Zum Stichwort „kontroverse Diskussionen“: Führen Sie diese auch mit Kunden?

    Birk: Ja natürlich, das liegt in der Natur der Sache. In Beratungsprojekten begegnet es uns zum Beispiel häufiger, dass Kunden für die Dampferzeugung kein Erdgas mehr einsetzen möchten, weil das Emissionen verursacht. Stattdessen soll dann der komplette Energiebedarf der Anlage mit Grünstrom gedeckt werden. Die Idee ist nachvollziehbar, nur ist sie nicht immer sinnvoll. Man kann meist nicht alle thermische Energie mit Strom erzeugen – oder wenn, dann nur mit Energieeffizienzraten, die jenseits von Gut und Böse liegen. Die Rechnung „ich verwende jetzt nur noch Grünstrom und bin damit automatisch klimaneutral“ ist viel zu einfach und geht in den meisten Fällen nicht auf. Da müssen wir dann in der Beratung Grundlagenarbeit leisten und Alternativen aufzeigen. Je nach Anwendungsfall kann zum Beispiel der Einsatz von Biogas deutlich sinnvoller sein. 
    Ähnlich sieht es bei den Verpackungen aus: Kompostierbare oder aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellte Verpackungen liegen gerade im Trend, nicht zuletzt, weil sie auf große Akzeptanz bei den Verbrauchern stoßen. Dennoch muss man alle Umweltauswirkungen betrachten und da ist es oft sinnvoller, die Materialien im Kreislauf zu halten. Wenn es um Nachhaltigkeit geht, gibt es selten eine einfache, schnelle Lösung. Umso wichtiger ist es, offen an die Sache heranzugehen und einen objektiven Blick auf das Gesamtsystem zu haben.

    enviro Beauftragte Martina Birk

    Wie beurteilen Sie hier die Rolle gesetzlicher Maßnahmen? Hat das Gesetz zur nichtfinanziellen Berichtspflicht etwas bewirkt?

    Steger: Dieses Gesetz hat auf jeden Fall zweierlei bewirkt. Erstens, dass Unternehmen, die vorher nicht über ihre Nachhaltigkeitsaktivitäten berichtet hatten, nun keine Wahl mehr haben. Und zweitens, dass sich die Art der Berichterstattung verbessert hat. Das gilt ja auch für uns. Allein schon durch die Notwendigkeit der Wirtschaftsprüfung hat das Ganze mehr an Gewicht gewonnen.

    Nachhaltigkeit ist in der Unternehmensstrategie angekommen – und da gehört sie definitiv hin! Erwin HächlPeter Stegeraus dem Sustainability-Team

    Das heißt, Sie würden es begrüßen, wenn Unternehmen von den Gesetzgebern mehr in die Pflicht genommen würden?

    Steger: Das passiert ja schon. Die nichtfinanzielle Berichtspflicht war nur der erste Stein, der ins Rollen gekommen ist. Vor Kurzem wurde das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz, kurz LkSG, im Bundestag beschlossen. Demnach sind ab 2023 alle Unternehmen mit mehr als 3.000 Mitarbeitern dazu verpflichtet, sich dem Thema Menschenrechte in der Lieferkette stärker anzunehmen – durch Risikoanalysen, Beschwerdemechanismen, entsprechende Audit-Verfahren und so weiter. Als nächstes steht die Überarbeitung der CSR-Berichtspflicht an, die eine weitere Standardisierung verlangen wird. Das alles wird sich in den nächsten Jahren noch stark beschleunigen. Das Thema Nachhaltigkeit wird Schritt für Schritt die gleiche Relevanz erhalten wie wirtschaftliche Themen. 

    Kramer: Wobei man dazu aber auch klar sagen muss, dass das für Unternehmen sehr ressourcenintensiv ist. Die gesetzlichen CSR-Pflichten zu bearbeiten und umzusetzen, ist alles andere als einfach. Nun sind wir bei Krones in der glücklichen Lage, dass wir die entsprechenden Leute im Haus haben, um das intern zu erledigen – aber andere, vor allem kleinere Unternehmen haben da sicher viel, viel mehr Probleme. Die stehen dann vor einer Riesenmauer und wissen nicht, wie sie da drüber kommen sollen. Das stellen wir ja teilweise auch bei unseren Kunden fest. Und solche Themen wie das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz bringen nochmal ganz neue Herausforderungen ins Spiel – auch für uns. 

    Warum? Weil man damit auch an Stellschrauben jenseits des eigenen Unternehmens drehen muss?
    „Nachhaltigkeit gehört einfach zur Philosophie von Krones.“

    Warum? Weil man damit auch an Stellschrauben jenseits des eigenen Unternehmens drehen muss?

    Kramer: Ja, insbesondere weil die Value Chain in zwei Richtungen geht. Das heißt, es reicht nicht mehr aus, etwaige Menschenrechtsverstöße bei Lieferanten auszuschließen. Wir müssen dann genauso nach vorne, in Richtung unserer Kunden schauen – und wenn wir dort Risiken erkennen, sind wir in der Pflicht, entsprechend zu reagieren. 

    Ein roter Faden, der sich durch viele Ihrer Antworten gezogen hat: Nachhaltigkeit lässt sich nur dann herstellen, wenn viele Akteure an einem Strang ziehen – nicht nur innerhalb einer Organisation, sondern gesamtgesellschaftlich. Wie fallen angesichts dessen Ihre Prognosen für die Zukunft aus? Kann man da überhaupt noch optimistisch sein?

    Kramer: Ja, ich würde sogar sagen, wir sind dazu verpflichtet. Denn nachhaltig positive Veränderungen lassen sich nur aus einer optimistischen Haltung heraus bewirken. Und wir arbeiten mit allen verfügbaren Ressourcen daran, hierfür unseren Beitrag zu leisten.

    Birk: So viel uns das 1,5-Grad-Ziel auch abverlangen wird: nicht handeln ist keine Option. Ich bin nach wie vor optimistisch, dass wir den Klimawandel noch eindämmen können. Aber dafür müssen wir jetzt dringend Veränderungen herbeiführen und Taten sprechen lassen – und zwar alle gemeinsam. Das betrifft uns als Privatpersonen genauso wie den Krones Konzern und seine Kunden. 

    Steger: Man muss sich da auch immer wieder fragen, welche Debatte man eigentlich führen will: eine über Verbote oder eine über Lösungen? Ich persönlich bin immer noch davon überzeugt, dass sich viele Probleme, gerade in den Bereichen Ökologie und Klimaschutz, technologisch lösen lassen. Natürlich nicht ausschließlich: Wir müssen auch unser Verhalten ändern – und dafür hat sich wiederum jeder von uns an die eigene Nase zu fassen. Pragmatismus ist ein wesentlicher Bestandteil der Krones Mentalität: Wenn es Probleme gibt, dann lasst uns daran arbeiten, statt lange zu diskutieren.

    Ich bin nach wie vor optimistisch, dass wir den Klimawandel noch eindämmen können. Aber dafür müssen wir jetzt dringend Veränderungen herbeiführen und Taten sprechen lassen – und zwar alle gemeinsam. Erwin HächlMartina Birkenviro Beauftragte

    11. Oktober 2021
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