Ein lauter Ruck und ein leichtes Beben im Büro des Wertstoffhofs; der Boden wackelt – sofort springt die Anzeige an der Wand von null auf 16.530 kg. Sie gehört zur LKW-Waage, die in die Zufahrt zum Wertstoffhof eingelassen ist. Für Robert Huber und sein Team des Wertstoffhofs mit eines der wichtigsten Werkzeuge, denn: Dank ihr wissen sie genau, in welchen Mengen die verschiedenen Abfallstoffe das Werk verlassen.
Das Team des Krones Wertstoffhofs ist in erster Linie für die Verwaltung der Abfallstoffe, die im Krones Werk Neutraubling anfallen, verantwortlich. Aber es arbeitet auch stetig daran, aus Abfällen – von Metallresten bis Kaffeebechern – noch möglichst viel herauszuholen: Für Krones und sogar den Planeten können sich diese Extra-Schritte lohnen.
An die rund 1.300 Tonnen Restmüll pro Jahr wandern im Werk Neutraubling über diese Waage. Und das sei nur eine der rund 140 Abfallsorten, die das Gelände Tag ein, Tag aus in Richtung Verbrennungsanlagen, Deponien, Recycling-Unternehmen oder Rohstoffabnehmer verlassen, erklärt uns Christian Sietan, Leiter des Bereichs „Internal Logistics, Goods Recieving, Returns und Recycling“.
Es gibt also offensichtlich viel zu tun – und das Engagement lohnt sich. Denn die Abfallentsorgung am Standort Neutraubling zeigt, wie Krones durch seinen transparenten und sorgfältigen Umgang mit Abfallstoffen die Erfüllung von Nachhaltigkeitszielen mit wirtschaftlichem Denken vereint. Dass der Wertstoffhof im Organigramm der internen Logistik zugeordnet ist, liegt nahe: Das Werk Neutraubling produziert nicht nur durch seine rund 8.000 Mitarbeitenden, sondern auch durch die gewaltigen Warenumsätze große Mengen an verschiedenen Abfallstoffen. Um hier den Überblick zu behalten, braucht es logistisches Geschick.

Verwaltung, Papiere und Digitalisierung
Damit im Werksgelände klar ist, welche Abfälle aus welcher Halle stammen, müssen natürlich alle Ladungen entsprechend gekennzeichnet sein. Früher nutzte das Team dazu handschriftliche Transportscheine, heute ist die Kommunikation für ein Mehr an Transparenz und einfachere Abläufe in das System der Intralogistik eingebunden. Dazu erzählt Robert Huber von einer weiteren Erleichterung: „Einige Container sind mit einer smarten Technologie ausgestattet, die, sobald die Container eine gewisse Füllmenge erreichen, automatisch eine Abholung bei der Entsorgungsfirma in Auftrag gibt.“
Bei der Übergabe an Transport- oder Entsorgungsunternehmen beginnt im Büro des Wertstoffhofs der nächste Verwaltungsschritt. Denn die gewerbliche Abfallentsorgung ist in Deutschland streng reguliert und zeichnet sich durch ein enges Geflecht von gesetzlichen Regelungen und Auflagen für Erzeuger aus. „Der Verwaltungsaufwand in der Entsorgung ist enorm“, sind sich Robert Huber und Christian Sietan einig. Sie kennen die umfangreichen Regeln, die einschlägigen Gesetzestexte und Anweisungen, wie das ADR (Agreement concerning the International Carriage of Dangerous Goods by Road) oder das Kreislaufwirtschaftsgesetz. Bei der Entsorgung von beispielsweise Gefahrstoffen (wie Akkus, Batterien, Chemikalien oder Ölen) muss das Wertstoffhof-Team digitale Begleit- und Übergabescheine mit einer digitalen Signierkarte „unterschreiben“. Das gewährleistet Transparenz über den gesamten weiteren Entsorgungsprozess außerhalb des Krones Geländes. Und: Mit der Signatur wird außerdem garantiert, dass die Fracht korrekt verladen und der Inhalt richtig deklariert ist.
Beseitigung vs. Verwertung
Das Wertstoffhof-Team weiß allerdings: Der einfachste Weg ist nicht immer der beste. Während die zur Beseitigung bestimmten Abfälle – beispielsweise Restmüll oder Gefahrstoffe – einen Kosten- und Verwaltungsaufwand darstellen, lassen sich aus den sogenannten Abfällen zur Verwertung noch große Werte bergen. Dazu ist hauptsächlich eines notwendig: Sortieren.
„Es gilt eine einfache Faustregel: Je reiner ein Wertstoff verkauft werden kann, desto höher ist der Preis, den man auf dem Markt erzielen kann“, erklärt Christian Sietan. „Es ist also immer eine Abwägung zwischen dem Aufwand für die Sortierung und der Ertragssteigerung.“ Das heißt: Der Extraschritt kann sich lohnen. Daher ist das Team vom Wertstoffhof ständig bemüht, die wirtschaftlichsten Lösungen zu finden.
Es rechnet sich
Eine zentrale Rolle spielt dabei die Zerlege-Arbeit. Mit der Unterstützung eines externen Partners werden viele Materialien und Gegenstände in unterschiedliche Bestandteile getrennt. So beispielsweise Elektronik wie ausgemusterte Bildschirme, Modems und Computer, aber auch Schaltschränke oder Maschinenbauteile.
Ein weiterer „Parade-Zerleger“ des Werks ist die Kabelschredderanlage, die 2022 ihren Betrieb am Krones Wertstoffhof aufgenommen hat. Mit dieser Anlage können aus Kabelresten die reinen Kupferbestandteile extrahiert werden. Der Ertrag, der mit einer Tonne Kabel erreicht werden kann, verdoppelt sich dadurch ungefähr. Außerdem lassen sich die Kunststoffabfälle ebenfalls weiterverwerten, zum Beispiel thermisch-energetisch.
Einen Beitrag leisten – der Wertstoffhof und die Nachhaltigkeit
Neben den wirtschaftlichen Vorteilen zahlt die Arbeit des Teams auch auf das Krones Nachhaltigkeitskonto ein: „Werden Abfälle getrennt und sortiert, können wertvolle Ressourcen in die Kreislaufwirtschaft rückgeführt werden“, sagt Robert Huber und erklärt weiter: „Je mehr Recycling bereits bei uns inhouse stattfindet, desto mehr Kontrolle haben wir auch darüber, wohin unsere recycelten Wertstoffe gehen. Dabei achten wir darauf, möglichst regional zu verkaufen, um CO2 beim Transport einzusparen.“
Diese Ansätze werden zum Teil für Sustainability-Ratings relevant. So stellt das bekannte EcoVadis-Rating unter anderem Fragen zum Abfall-Management: Hier ist entscheidend, welche Maßnahmen man bei der Bearbeitung von Gefahrenstoffen ergreift, inwiefern man Materialien recycelt und dadurch Abfälle reduziert oder inwiefern man Abfallströme dokumentiert und überwacht.
Die Arbeit des Inhouse-Wertstoffhofs ist hier ein nicht unbedeutender Baustein für das Gesamt-Rating des Krones Konzerns. Und zugleich ist sie auch ein Ausdruck des Anspruches, ein integrer Zulieferer zu sein: Denn nur wenn Krones selbst an solchen Stellschrauben dreht und seine Nachhaltigkeitsziele mit vielen feingliedrigen Prozessen optimiert, können wir ein seriöses Gesamtbild abgeben.
Diese Ratings sind handfeste Hilfen für Kunden, um ihre eigenen Zuliefererverfahren zu regulieren und zu überprüfen. Unsere EcoVadis-Scorecard wird von bereits 135 Kunden angefragt und diese können wir – unter anderem auch dank der Arbeit am Wertstoffhof – stolz herzeigen, denn Krones gehört zu den Top-drei-Prozent in der Branche.
Ökonomische Vorteile, Kreislaufwirtschaft und natürlich die Verwaltung des Abfallabtransports – das ist es, was das Team vom Wertstoffhof täglich leistet.