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    Brauen wie vor hundert Jahren, aber mit modernster Technologie

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    05. November 2025
    9:05 Min.
    Großprojekt erfolgreich abgeschlossen: Steinecker baute eine neue Greenfield-Brauerei für Hijos de Rivera.
    • Eine Produktionsstätte für die Zukunft: Der neue Standort von Estrella Galicia liegt im spanischen Arteixo, unweit vom Stammsitz in A Coruña. Bildnachweis:

      Hijos de Rivera

    Hijos de Rivera fährt mit seiner Brauerei Estrella Galicia einen steilen Expansionskurs und weihte Mitte Juni 2025 seinen neuen Produktionsstandort ein. Die Baustelle ist das derzeit wohl größte Greenfield-Brauerei-Projekt Europas. Und trotz des sehr ambitionierten Zeitplans wurden die Ziele bisher voll erfüllt.

    „We are big craft“ ist das Motto des spanischen Familienunternehmens Hijos de Rivera für seine 1906 gegründete Brauerei Estrella Galicia. Mit traditionell gebrauten Bieren expandiert sie von ihrer Heimatregion Galicien auf den spanischen und internationalen Biermarkt. Nun vervielfacht sie ihre Produktionskapazität mit einem neuen Standort. „Big Craft“ bedeutet dafür ganz konkret, den über 100 Jahre alten Brauprozess in all seiner Langsamkeit zu erhalten, aber gleichzeitig sehr große Mengen zu produzieren und am Markt konkurrenzfähig zu sein.

    Wir produzieren unser Bier ganz genau wie vor hundert Jahren. Natürlich in größeren Mengen und mit mehr Automatisierung, aber das sind die einzigen Unterschiede. Erwin HächlNicolás DeusDirector Global Operations bei Hijos de Rivera

    „Slow cook“ nennt Estrella Galicia den Brauprozess für ihre hochwertigen Biere. Für jede Biersorte wird eine eigene Würze hergestellt und schonend gekocht, man verzichtet auf High-Gravity-Verfahren, lässt das Bier lange gären und reifen und leistet sich dafür separate Gär- und Lagertanks. Außerdem kommen nur hochwertige, natürliche Zutaten ins Bier. „Selbstverständlich ist das teurer, aber es ist auch unser wichtigstes Unterscheidungsmerkmal gegenüber der Konkurrenz“, betont Nicolás Deus, Director Global Operations bei Hijos de Rivera. Sein Kollege Miguel Calvo, Director of Engineering, ergänzt: „Diesen Spagat aus langsamem Brauen und den Anforderungen des modernen Markts schaffen wir mit maximaler Flexibilität und Effizienz. Wir bauen eine Produktionsstätte für die Zukunft, die diese Bedürfnisse in nachhaltiger Weise zusammenbringt.“

    Ein Riesenprojekt für die Zukunft
    Sind begeistert von der neuen Steinecker Brauerei für Estrella Galicia: Nicolás Deus (Director Global Operations, rechts) und Miguel Calvo (Director of Engineering)

    Ein Riesenprojekt für die Zukunft

    Bis vor knapp 20 Jahren verkaufte Estrella Galicia ihr Bier fast nur in der Region. Nach der Expansion auf ganz Spanien nimmt man nun den Rest der Welt in Angriff und exportiert in über 70 Länder. Mit gut fünf Millionen Hektolitern Bier pro Jahr reichte die Produktionskapazität der bisherigen Brauerei dafür bei weitem nicht mehr aus. Eine zweite, um ein Vielfaches größere Produktionsstätte musste her.

    Bald war klar, dass sie in der Heimat angesiedelt sein würde.
    Estrella Galicia ist eine der beliebtesten Biermarken in Spanien.

    Bald war klar, dass sie in der Heimat angesiedelt sein würde. Die starke Verbundenheit mit seiner Heimat gehöre zur DNA des Unternehmens, betonte der Präsident Ignacio Rivera bei der Eröffnung des neuen Standorts: „Unser Engagement für unsere Region geht weit über Worte hinaus und zeigt sich in den Entscheidungen, die wir jeden Tag treffen. Mit unserer neuen Produktionsstätte investieren wir hier in Galicien 500 Millionen Euro und schaffen in Zukunft mehr als 600 direkte und 10.000 indirekte Arbeitsplätze.“ Neben der Herkunft sprach für Galicien außerdem die Anforderung, dass der Biergeschmack unverändert erhalten bleiben müsse. Dank der räumlichen Nähe bezieht die neue Produktionsstätte ihr Wasser aus dem gleichen, hochwertigen Wasserreservoir wie die alte Brauerei. Der Biergeschmack war auch ein Grund dafür, beim Thema Brautechnologie mit Steinecker ins Gespräch zu gehen, denn die alte Brauerei braut ebenfalls mit Steinecker Sudhäusern. „Wir wollen keine Unterschiede im Bier, da liegt es nahe, die gleichen Anlagen zu nutzen, wenn der Preis passt. Außerdem kennen wir Steinecker und Krones gut und sind sehr zufrieden mit ihnen“, erklärt Nicolás Deus. 

    Gebaut wird im Industriegebiet Morás in Arteixo, unweit vom Stammsitz in A Coruña. Auf einem Areal von etwa 450.000 Quadratmetern entsteht in vier Phasen eine Braustätte mit insgesamt vier Produktionslinien. In der letzten Ausbaustufe wird eine Kapazität von zehn Millionen Hektolitern Bier pro Jahr erreicht. Es ist das größte Projekt in der Firmengeschichte von Hijos de Rivera mit einem Investitionsvolumen von insgesamt 500 Millionen Euro.  

    2019 begannen die Planungen. Auch hier kam Krones ins Spiel, denn seine Fabrikplanungsabteilung wurde mit der Unterstützung bei der Entwicklung des neuen Produktionsstandorts beauftragt. Einige Herausforderungen barg dabei das bergige Gelände. Das Team erstellte verschiedene Szenarien für die künftige Fabrik und bewertete die Alternativen anhand gemeinsam festgelegter Kriterien. 

    Nur 16 Monate vom Spatenstich zum ersten Sud 

    Im Januar 2023 war Spatenstich für Phasen eins und zwei des Brauereineubaus. Auf 80.000 Quadratmetern entstanden gleichzeitig zwei Produktionslinien, also jeweils die gesamte Brauanlage vom Sudhaus bis zum Drucktank-Keller, sowie ein gemeinsames, erweiterbares Malzhaus. Die zwei Linien haben eine Kapazität von eineinhalb beziehungsweise zweieinhalb Millionen Hektoliter Bierausstoß pro Jahr. Wesentliche Elemente wurden von Anfang an für die Endausbaustufe angelegt, zum Beispiel die Wasserversorgung und der bauliche Untergrund. Es ist momentan das größte Greenfield-Brauerei-Projekt in Europa. Auch für Steinecker, das die gesamte Brauereitechnik liefert, ist es eines der größten Greenfield-Projekte in seiner Geschichte. „Über 2.500 Leute arbeiteten hier, zweitweise hatten wir mehr als 600 Personen gleichzeitig auf der Baustelle“, beschreibt Miguel Calvo seine Herausforderung als technischer Leiter des Projekts. Er und Nicolás Deus schmunzeln, als sie sich an diese Zeit erinnern: „Alleine die Schweißer! Wir bauten sieben Kilometer Rohrleitungen, die meisten davon aus Edelstahl. Phasenweise hatten wir 120 Schweißer gleichzeitig hier. In ganz Galicien gab es keine freien Schweißer mehr.“

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    Insgesamt befinden sich in der Brauerei mehr als sieben Kilometer Rohrleitungen, die meisten davon aus Edelstahl.

    Über das Projekt

    Inbetriebnahme:  Frühjahr/Sommer 2024  
    Standort:  Morás (Arteixo), Spanien 
    Umfang: 

    Komplette Prozesstechnologie für zwei Greenfield-Brauereien inklusive CO2-Rückgewinnungsanlage und komplettem Malz-Handling mit Malzsilo-Anlage und Malzreinigung 

    • Nummer 1: Ausstoß bis 2,5 Millionen Hektoliter pro Jahr bei 720 Hektolitern pro Sud 

    • Nummer 2: Ausstoß bis 1,5 Millionen Hektoliter pro Jahr bei 550 Hektolitern pro Sud 

    Lieferumfang pro Produktionslinie  

    Am 19. Juni 2025 – das Datum ist eine Referenz zum Gründungsjahr 1906 – wurde der Standort offiziell eröffnet. Gut ein Jahr zuvor, im April 2024, war der erste Sud gebraut worden und schon einen Monat später gab es das erste verkaufsfähige Bier. Auch am alten Standort läuft die Produktion weiter, dort wurde und wird ebenfalls viel investiert. „In nur 16 Monaten vom Spatenstich zum ersten Sud, das ist eine echte Leistung für ein Greenfield-Projekt, darauf sind wir wirklich stolz,“ freut sich Miguel Calvo. Der knappe Zeitplan war nötig, weil der alte Standort nicht genug Produktionskapazität für die Sommersaison 2024 hatte. Die neue Braustätte musste also pünktlich liefern. „Von allen Seiten hörten wir, dass unser Zeitplan unmöglich sei. Aber wir haben es geschafft,“ betont Miguel Calvo. Und das, obwohl der schlimmste Winter seit Jahren mit Dauerregen und starkem Wind monatelang zusätzliche Schwierigkeiten brachte. Einen großen Anteil an diesem Erfolg hat aus seiner Sicht auch die gute Partnerschaft mit Steinecker: „Für ein Projekt dieser Größe und Komplexität hätten wir uns keinen besseren Partner wünschen können. Das Team hat einen fantastischen Job gemacht.“

    Für ein Projekt dieser Größe und Komplexität hätten wir uns keinen besseren Partner als Steinecker wünschen können. Erwin HächlMiguel CalvoDirector of Engineering bei Hijos de Rivera

    Die neue Produktion: maximal flexibel und effizient 

    Wenn man heute von A Coruña nach Morás fährt, sieht man die Edelstahltanks der neuen Brauerei schon von weitem auf dem Hügel glänzen. Vor Ort fällt das runde Hauptgebäude auf, dessen Architektur Bierdosen nachempfunden ist. Vom 40 Meter hohen Malzturm aus reicht der Blick weit hinaus zum Atlantik. Beim Gang durch die Gebäude blickt man durch große Fenster in die Sudhäuser, auf die komplexe Verrohrung zum Keller oder in die Abfüllhalle. „Das ist Programm“, erklärt Miguel Calvo. „Wir möchten unseren Besuchern eine Fenster-Tour zur Brauereibesichtigung anbieten.“ Nicht nur wegen seiner Größe und Architektur, auch sonst ist der neue Standort etwas Besonderes. „Sie werden keine andere Brauerei wie diese finden,“ meint Miguel Calvo und: „Wir sind und bleiben eine Craft Brewery; aber eine, die mit Technologie des 21. Jahrhunderts die Zukunft in Angriff nimmt.“

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    Wenn man heute von A Coruña nach Morás fährt, sieht man die Edelstahltanks der neuen Brauerei schon von weitem auf dem Hügel glänzen.

    Wir sind und bleiben eine Craft Brewery; aber eine, die mit Technologie des 21. Jahrhunderts die Zukunft in Angriff nimmt. Erwin HächlMiguel CalvoDirector of Engineering bei Hijos de Rivera

    Die ganze Brauerei wurde durchgehend für maximale Flexibilität und Effizienz geplant. Die einzelnen Stationen sind zueinander kompakt und im logischen Ablauf der Bierherstellung angeordnet. Man nutzt, wo möglich, die Schwerkraft, zum Beispiel zur Befüllung der Vormaischer am Fuß des Malzturms. Von dort geht es direkt weiter in das Sudhaus und dann auf schnellstem Weg in den Keller. Alle Rohrleitungswege sind so kurz wie möglich gehalten – auch wegen des Energiebedarfs für die Pumpen. Und natürlich ist der ganze Standort auf dem neuesten Stand der Automatisierungstechnik mit dem Prozessleitsystem Botec von Steinecker.

    Neu im Vergleich zur alten Brauerei ist die Wärmerückgewinnung mit EquiTherm. Das System versorgt den Maischprozess mit rekuperierter Energie aus der Würzekühlung. „Das macht einen Riesenunterschied beim Energieverbrauch,“ sagt Nicolás Deus. Insgesamt sind die Brauerei und alle Anlagen auf maximale Energieeffizienz getrimmt, die Gesamtverdampfung zum Beispiel beträgt nur drei bis vier Prozent. Investiert wurde auch in eine Anlage zur Rückgewinnung von CO2, das beim Gären entsteht. So muss die Brauerei nicht nur weniger CO2 zukaufen, sie senkt auch ihren CO2-Fußabdruck erheblich. Rund vier Tonnen Rohgas bereitet die Anlage pro Stunde auf und ist damit eine der größten, die Steinecker je gebaut hat. Überhaupt steht Nachhaltigkeit als wichtiges Ziel über allen Entscheidungen, betont Nicolás Deus: „Wir haben nicht nur den Gewinn im Blick, sondern auch unsere Philosophie der positiven Wirkung. Wenn wir für Nachhaltigkeitsmaßnahmen extra Geld brauchten, hat der Vorstand es genehmigt.“ 

    Eine Besonderheit ist die aufwändige Verrohrung zwischen Sudhäusern und Keller: Beide Produktionslinien können gekreuzt miteinander gefahren werden – also Sudhaus eins auf Gärkeller zwei und umgekehrt. Umgesetzt wurde das von Steinecker mit entsprechend angepasster Software und der steuerbaren Ventiltechnik von Evoguard. „Dieses Feature haben wir intensiv diskutiert, weil es um einiges teurer ist,“ erinnert sich Nicolás Deus. Aber Estrella Galicia gewinnt damit genau die Flexibilität, die sie braucht. Nun kann die Produktion fast überall auf die andere Linie wechseln: Vor und nach den Whirlpools, auf dem Weg zum Gärtank oder zum Hefemanagementsystem, bei der Weiterleitung des Biers in den Keller, zwischen den Gär- und Reifetanks und zwischen den Filterlinien. Miguel Calvo erklärt die Vorteile: „Wir sind zum Beispiel nicht auf eine Linie festgelegt, nur weil da Hefe eingeplant ist oder irgendwelche anderen begrenzenden Faktoren vorliegen. Wir können dann einfach auf die andere Linie wechseln. Seit der Inbetriebnahme haben wir diese Möglichkeit schon so oft genutzt, dass es sich bereits jetzt gelohnt hat. Und Steinecker hat das wirklich sehr gut realisiert.“

    Den Spagat aus langsamem Brauen und den Anforderungen des Weltmarkts schaffen wir mit maximaler Flexibilität und Effizienz. Erwin HächlMiguel CalvoDirector of Engineering bei Hijos de Rivera

    Erleichterung und Stolz: alle Ziele eingehalten 

    Miguel Calvo und Nicolás Deus strahlen große Zufriedenheit aus, denn im Projekt wurden die drei wichtigsten Ziele erreicht: Budget, Zeitplan und Biergeschmack. Gerade über letzteres herrscht große Erleichterung, denn das war wichtig: Die Kunden duften keinen Unterschied zwischen Bieren aus der alten und neuen Braustätte schmecken. „Ich erinnere mich gut, wie Miguel und ich im Mai 2024 das erste Bier aus den Drucktanks probierten. Es war ein fantastisches Gefühl, als es schmeckte wie das vom alten Standort. Darauf können wir echt stolz sein“ sagt Nicolás Deus.  

    Beide sehen in der Partnerschaft mit Steinecker einen wichtigen Schlüssel für diesen Erfolg. „Natürlich gibt es Höhen und Tiefen, aber wir fanden immer wieder zusammen. Ich schätze den starken Einsatz des Teams für die Erfüllung der Ziele und ihre Bereitschaft, zu diskutieren und gemeinsam Punkt für Punkt zu lösen,“ sagt Miguel Calvo. Und Nicolás Deus schwenkt den Arm über die neue Brauerei und meint: „Es war eine fantastische Partnerschaft in dem Projekt und das Ergebnis sieht man hier. Darauf können wir alle zusammen stolz sein, auch Steinecker und Krones.“

    Es war eine fantastische Partnerschaft in dem Projekt und das Ergebnis sieht man hier. Darauf können wir alle zusammen stolz sein, auch Steinecker und Krones. Erwin HächlNicolás DeusDirector Global Operations bei Hijos de Rivera

    05. November 2025
    9:05 Min.

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